WAS IST KINDEROPTOMETRIE?

"Die Kinderoptometrie beinhaltet verschiedenste Mess- und Testverfahren bezüglich der Augen unserer Kinder. Dank dieser können Auffälligkeiten des kindlichen Sehens entdeckt werden und Abweichungen der altersgemäßen Entwicklung des Sehens und der altersgemäßen Sehleistung und -Verarbeitung aufgedeckt werden.Nun können wir Sie optimal über die Notwendigkeit weitergehender augenärztlicher Untersuchungen, Brillen- oder Kontaktlinsenkorrektionen, vergrößernder Sehhilfen oder anderer Fördermöglichkeiten für das kindliche Sehen beraten. Ebenso wichtig ist dann die kompetente Versorgung des Kindes mit den entsprechenden Hilfsmitteln und Maßnahmen."


Martina Pietsch, Augenoptikermeisterin & Funktionaloptometristin (links)

Karin Ganslmeier, Augenoptikermeisterin & Funktionaloptometristin (rechts)

Braucht mein Kind eine Brille?

Hat ein Kind bereits von Geburt an eine Sehschwäche, lässt sich diese nur schwer erkennen. Schließlich kennen die Kleinen den Unterschied zu scharfem Sehen nicht. Sie lernen einfach, das unscharfe Sehen mithilfe der anderen Sinne auszugleichen. Zudem ist die Sprachfähigkeit noch nicht ausreichend entwickelt, damit das Kind den Eltern seine Probleme hinreichend mitteilen könnte. Für Erwachsene heißt das ganz genau hinsehen und Auffälligkeiten erkennen. Folgende Hinweise können Aufschluss darüber geben, ob Ihr Kind eine Sehhilfe benötigt:


Auffälligkeiten, die auf eine Sehschwäche hindeuten:

  • Motorische Probleme (Fein- und Grobmotorik)
  • Unsicherheiten bei Ballspielen
  • Probleme beim Malen, Ausmalen, Ausschneiden
  • fehlende Ausdauer im Unterricht
  • unregelmäßige Handschrift
  • Rechtschreibfehler, verwechseln ähnlicher Buchstaben
  • Leseschwierigkeiten, allgemeine Leseunlust, schnelles Ermüden
  • Buchstaben scheinen sich zu bewegen
  • Auslassen oder Doppeltlesen von Wörtern oder ganzen Zeilen
  • mit dem Finger lesen
  • Probleme, einen Text beim erstmaligen Lesen zu verstehen
  • Häufiges Blinzeln, Kneifen, Reiben der Augen
  • Druckgefühl um die Augen, auffällige Kopfhaltung
  • Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schwindel, Übelkeit

Stellen sie bei Ihrem Kind eines oder mehrere der oben genannten Symptome fest, sollten Sie mit ihm möglichst bald einen Augenarzt oder Kinderoptometristen aufsuchen. Je jünger ein Kind ist, desto besser sind die Chancen, bestehende Sehprobleme erfolgreich zu behandeln.


Das erste Screening – Was wird geprüft?


In ruhiger und kindgerechter Atmosphäre wird je nach Alter des Kindes die Sehfähigkeit, sowie die visuelle Wahrnehmung des Kindes untersucht. Hierzu werden kindgerechte Sehzeichen und Prüfverfahren verwendet.


Folgende Funktionen werden genauer untersucht: 


  • Die Fähigkeit Gegenstände zu fixieren.
  • Die Motilität der Augenbewegungsmuskeln.
  • Die Qualität der Augenfolgebewegungen und der Blicksprünge.
  • Die Fähigkeit zu konvergieren.
  • Die Qualität des beidäugigen Sehens.
  • Die momentane Sehleistung und das räumliche Sehen.

Diese verschiedenen Tests können Aufschluss darüber geben, ob Auffälligkeiten wie Lese-Rechtschreibschwäche, Konzentrationsmangel, Doppeltsehen, Kopfschmerzen und Augenbrennen oder häufiges Danebengreifen oder Verschütten eine Folge von einer gestörten visuellen Wahrnehmung sind. 


Mit speziellen automatischen Messgeräten können Kinderoptometristen innerhalb weniger Minuten eine Messung der Brillenglaswerte vornehmen, die dann in einer Kindermessbrille nochmal genau überprüft werden.


Myopieprävention bei Kindern


Kurzsichtigkeit oder fachlich korrekt „Myopie“ ist im Zeitalter von Smartphones, Tablets und Minicomputern eine Begleiterscheinung in unser aller Leben – Tendenz steigend.


Myopie Ihres Kindes managen: Welche Optionen Sie selbst haben

Leider gibt es bisher nicht die Möglichkeit, fortschreitende Kurzsichtigkeit (Myopie) zu 100 Prozent aufzuhalten. Ihrem Augenspezialisten stehen jedoch Methoden zur Verfügung, die den Fortschritt von Myopie verlangsamen können: Diese werden unter dem Begriff „Myopie-Management“ zusammengefasst. Bis zu 50 Prozent kann der Fortschritt der Kurzsichtigkeit aufgehalten werden, wenn das Risiko früh erkannt und rechtzeitig eine Behandlung begonnen wird. Myopie-Management kann dann den Unterschied machen, wenn sich dadurch entscheidet, ob Ihr Kind z.B.eine riskante Myopie von -6.00 dpt oder nur eine geringe von -3.00 dpt entwickelt.


Auch Sie zuhause haben Möglichkeiten, positiv auf die Entwicklung einzuwirken:


  • REDUZIERUNG DES NAHSEHMODUS

Tablet, Notebook und Smartphone haben das Leben von Kindern grundsätzlich verändert: sie gehören zu ihrem täglichen Leben. Mit jedem Blick – besonders auf Smartphone und Tablet – stellen sich die Augen auf einen Punkt in der Nähe ein. Dies kann langfristig zum Wachstum des Auges und damit zu fortschreitender Kurzsichtigkeit führen. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Kind Notebook, Tablet oder Smartphone nicht zu lange nutzt und reduzieren Sie gegebenenfalls die Zeit, in dem sich Ihr Kind im Nahsehmodus befindet.


  • AUFENTHALT IM FREIEN BEI TAGESLICHT FÖRDERN

Aufenthalte bzw. Aktivitäten im Freien haben viele Vorteile – auch für die gesunde Entwicklung des Auges. Im Zusammenhang mit der Myopie wirkt sich die wechselnde Fokussierung der Augen auf verschiedene Distanzen und das Tageslicht positiv auf die Netzhaut aus – hier spielt auch die Aufnahme von Vitamin D eine wichtige Rolle. Achten Sie deshalb darauf, dass sich Ihr Kind täglich mindestens zwei Stunden im Freien aufhält.

  • 1. Myopie Ihres Kindes managen: Orthokeratologie-Versorgung


Ein sehr wirksamer Weg zur Begrenzung der fortschreitenden Myopie ist die Anpassung sogenannter Orthokeratologie-Kontaktlinsen (DreamLens). In Asien sind sie bereits weit verbreitet und anerkannt. Auch in Europa gewinnt diese Art der Myopie-Vorsorge sehr schnell an Popularität. Das spezielle, maßgeschneiderte Design der auch als Nachtlinsen bekannten Kontaktlinsen modelliert die Hornhaut auf kontrollierte Weise im Mikrometer-Bereich, um damit die Myopie zu korrigieren. Die nächtliche Änderung der Hornhaut bleibt auch am folgenden Tag erhalten – so, dass die Kinder korrigiert bleiben und ohne Brille oder Kontaktlinsen scharf sehen können – den ganzen Tag lang. Den Prozess dieser kontrollierten Änderung nennt man Orthokeratologie. Er hat eine nachgewiesen hemmende Wirkung auf die fortschreitende Myopie und deren Folgen.



  • 2. Myopie Ihres Kindes managen: Versorgung mit weichen oder formstabilen Spezialkontaktlinsen


Neben orthokeratologischen Kontaktlinsen können auch spezielle weiche oder formstabile Kontaktlinsen das Fortschreiten von Myopie begrenzen. Ihr Einsatz hat in Tests ähnlich gute Resultate erzielt. Diese Spezialkontaktlinsen haben ebenso einen hohen Individualisierungsgrad.



  • 3. Myopie Ihres Kindes managen: Atropin-Augentropfen


Atropin-Augentropfen werden in der Augenheilkunde für verschiedene Zwecke eingesetzt. Unter anderem bei bestimmten Augenerkrankungen, um das Auge zu entspannen (Schmerzreduktion). Studien belegen, dass mit Atropin das Fortschreiten der Myopie verlangsamt werden kann. Es wurden kurzfristig gute Ergebnisse erzielt. Sogar sehr niedrige Dosen haben einen positiven Effekt. Mögliche Nebenwirkungen bei Anwendung über einen langen Zeitraum sind noch nicht bekannt. Die Verabreichung von Atropin kann nur durch einen Augenarzt verordnet werden.